Hochzeitstauben


 

Jedes Paar wünscht sich DIE perfekte Hochzeit. Um das gute Omen gibt es viele Bräuche, einer davon ist das Auflassen von weißen Tauben. Weiße Tauben sollen Frieden und Treue für die bevorstehende Ehe symbolisieren. Deshalb werden die Vögel immer öfter im Rahmen von Hochzeitszeremonien „gebucht“/ gekauft. 

Leider wissen nur die wenigsten Brautpaare um das große Tierleid, für das dieser „Brauch“ verantwortlich ist. „Auflass“ bedeutet, dass die Tauben an einem fremden Ort fliegen gelassen werden und sie allein ihren Weg zurück in den Heimatschlag finden müssen. Dies kommt einem Aussetzen von Haustieren gleich.

In den meisten Fällen werden Pfautauben oder andere Ziertauben als Hochzeitstauben benutzt, weil sie besonders schön aussehen. Diese Tiere werden speziell auf ihre Farbe / ihr Aussehen gezüchtet und nicht auf ihren Orientierungssinn, sie haben so gut wie keine Chance, jemals wieder ihren Heimatschlag zu finden. Oft irren sie in nächster Nähe des Auflassortes herum, bis sie verhungern oder Opfer von Katzen / Wildtieren werden. Diese Tauben werden regelmäßig als „Einwegtauben“ bezeichnet. Die Züchter erwarten meist gar nicht, dass die Tiere wieder zurückkommen. Da die Tiere bis zu sieben Mal im Jahr brüten, kommt regelmäßig genug Nachwuchs, sodass kein finanzieller Verlust für die Züchter entsteht.   

Viele Menschen sehen in weißen Brieftauben eine Alternative, da sie nach Züchterangaben über einen besseren Orientierungssinn verfügen, aber auch sie sind stark gefährdet, nachdem sie ausgesetzt wurden. Durch ihre Farbe sind sie für Beutegreifer aus großer Entfernung zu erkennen und sie haben keine Möglichkeit sich zu verstecken. Und dass auch Brieftauben regelmäßig die Orientierung verlieren, ist kein großes Geheimnis. Der Stadttaubenbestand in Datteln besteht zu einem großen Teil aus beringten Brieftauben. Allein im Sommer 2018 haben sich, durch Fotos belegbar, 12 Jungtauben dem Dattelner Schwarm angeschlossen (grüne Ringe tragen die im Jahr 2018 geborenen Tauben).

Regelmäßig schließen sich auch Hochzeitstauben dem bestehenden Schwarm an. Die beiden weißen Brieftauben (rosa beringte Hochzeitstauben), die im Frühjahr 2018 zu dem Schwarm kamen, sind beide bereits wieder verschwunden. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie Opfer von Beutegreifern wurden, ist sehr hoch. Vorab haben sie sich jedoch mit Tieren aus dem bestehenden Schwarm verpaart und auch Junge aus den Verpaarungen hervorgebracht. Bereits im September 2018 gab es mindestens drei junge weiße Mischlingstauben, die sich natürlich auch innerhalb des Schwarms weiter vermehren. Zusätzlich zu den beiden bereits benannten Hochzeitstauben haben wir allein im Jahr 2018 folgende Hochzeitstauben gesichert oder versucht zu sichern: 

28.02.2018 Datteln Innenstadt, unberingte Hochzeitstaube, Sicherung nicht gelungen


05.03.2018 Datteln Innenstadt, hellblau beringte Hochzeitstaube, Sicherung nicht gelungen

17.04.2018 Beisenkampsiedlung, Meldung beim TSV, unberingte Hochzeitstaube, Sicherung
nicht gelungen
 
25.05.2018 Dümmersiedlung, gelb beringte Hochzeitstaube, deren Besitzer nicht gefunden  wurde, sie wurde neu vermittelt

27.07.2018 Beisenkampsiedlung, mit Zierring beringte Hochzeitstaube, nach Sicherung verstorben

15.08.2018 Aldi am Zechenberg, unberingte Hochzeitstaube, Sicherung gelungen, sie wurde neu vermittelt


Die Dunkelziffer der verirrten Hochzeitstauben wird deutlich höher liegen, wenn man bedenkt, dass immer mehrere Tauben gleichzeitig aufgelassen werden.

Trotz gegenteiliger Beteuerungen der Anbieter, wird auch bei der Vermietung von weißen Brieftauben meistens die bei Wettflügen gängige, sogenannte Witwermethode angewandt. Die monogam lebenden Taubenpaare werden getrennt und die Sehnsucht nach dem Partner (und ggf. Jungen) wird ausgenutzt, um den Heimkehrwillen der Taube zu garantieren. Spätestens an dieser Stelle sollte klarwerden, dass es sich eher um ein schlechtes, statt ein gutes Omen für frisch getraute Paare handelt, wenn sie Tauben auflassen.   


Wir haben daher in Datteln beantragt, das Auflassen von weißen Tauben im Rahmen von Hochzeiten/ Trauzeremonien zu verbieten. Leider ist die Stadtverwaltung gar nicht erst auf unsere Argumente eingegangen, sondern hat pauschal ein Verbot abgelehnt.


Im Vorfeld haben wir auch bei der Evangelischen Kirche in Datteln den Antrag gestellt, das Auflassen von Hochzeitstauben zu verbieten. Das Presbyterium ist unserer Bitte gefolgt und hat den Einsatz von Hochzeitstauben bei kirchlichen Trauungen untersagt.


Eine Vorsprache bei der Katholischen Kirche ist im Jahr 2019 geplant. Wir hoffen, dass auch dort die Vernunft siegt und das Auflassen untersagt wird.

 



 

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